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8.) Ich zuerst! – Ich stehe für mich an aller erster Stelle! 

Bevor ich  anderen Menschen etwas geben kann, muss ich für mich selbst gesorgt haben. Bevor ich anderen Menschen helfen kann, muss ich mir selbst helfen können und in der Lage sein, Hilfe anzunehmen.

Gerade an dieser Grundeinstellung scheiden sich häufig die Geister. Und doch gehört sie wie all die anderen zu den angeborenen göttlichen Grundwahrheiten. Gerade Menschen mit Helfersyndrom und alle, die in irgendeiner Form einem sozialen Beruf nachgehen, in dem sie sich für andere aufopfern, wehren sich oft vehement, dieses „Ich zuerst“ als göttliche Grundeinstellung zu akzeptieren.

Was heißt nun dieses “Ich zuerst“? Haben wir nicht in unserer Kindheit immer gehört, wir müssten uns ganz hinten anstellen, wir sollen anderen den Vortritt lassen? Kann denn Zusammenleben überhaupt funktionieren, wenn jeder denkt „Ich zuerst“? Hier bin ich auch schon an einen wichtigen Punkt gekommen: es geht nämlich nicht darum, zu denken: „Ich zuerst“, sondern darum, es zu wissen. Wenn Du es weißt, dass Du und die Entfaltung Deines Selbst für Dich an erster Stelle steht, dann musst Du gar nicht denken: „Ich zuerst!“ oder „Ich nicht zuerst!“ Dann handelst Du immer so, dass du Entscheidungen triffst, wie sie Deinem Höchsten Sinn entsprechen.

Um diesen Punkt zu illustrieren, möchte ich ein kurzes Zitat aus dem Buch „Gespräche mit Gott“ von Neale Donald Walsch anführen:

"So oft haben Menschen – wohlmeinende, in bester Absicht handelnde und sehr religiöse Menschen – im Kontext des alten Verständnisses das getan, was sie in ihrer Beziehung für den anderen Menschen als das Beste ansahen (sich aufopfern, rasch vergeben, ständig über gewisse Probleme und Verhaltensweisen hinwegsehen). Leider hat das in vielen Fällen (in den  meisten Fällen!) zum permanenten Missbrauch durch den anderen geführt.

Letztlich wird die Person, die im Hinblick auf den anderen sich aufopfert, ärgerlich, wütend und misstrauisch, auch gegenüber Gott. Denn wie kann ein gerechter Gott dieses unablässige Leiden, diese endlose Freudlosigkeit und Aufopferung verlangen, selbst im Namen der Liebe? Die Antwort lautet: das tut Gott nicht. Er bittet nur darum, dass Ihr Euch selbst zu jenen einreiht, die Ihr liebt. (Das Wort von Christus dazu: „Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst!“)

Gott geht noch weiter. Er schlägt vor – empfiehlt – Euch selbst an erste Stelle zu setzen. Mir ist vollkommen bewusst, dass manche von Euch dies als Blasphemie bezeichnen und es deshalb nicht als mein Wort akzeptieren werden; und dass andere von Euch, noch schlimmer, es als mein Wort akzeptieren und es dermaßen fehl interpretieren und verzerren werden, dass es Euren eigenen Zwecken dient: der Rechtfertigung Gott-loser Handlungen.  Ich sage auch dies: wenn ihr Euch im höchsten Sinn an die erste Stelle setzt, führt das nie zu einer Gott-losen Handlung.“ (Zitat Ende)

Die Verwirrung diesbezüglich entsteht vor allem dadurch, dass Du wissen und entscheiden musst, was es heißt, „Dich im höchsten Sinn an die erste Stelle zu setzen“. Dazu noch ein weiteres Zitat aus oben genannten Buch:

„Wenn ihr Euch anschaut, was in einer Situation wie der, dass Ihr missbraucht werdet, das Beste für Euch ist, dann werdet Ihr zum allermindesten etwas unternehmen, um diesem Missbrauch ein Ende zu setzen. Und das wird gut sein für Euch und denjenigen, der missbraucht. Denn selbst der, der missbraucht, wird ebenfalls missbraucht, wenn ihm gestattet wird, diesen Missbrauch fortzusetzen.“ (Zitat Ende)

Woran erkennst Du nun, ob jemand die Grundeinstellung „Ich zuerst!“ für sich nicht mehr lebt? Vor allem daran, dass sich solche Menschen selbst vernachlässigen und immer etwas für andere tun müssen. Meistens tun sie auch zuviel des Guten und versuchen, ständig anderen einen Gefallen zu tun. Oft haben sie einen sozialen Beruf, in dem sie ihr Helfersyndrom ausleben können. Ständig sind sie mit den Sorgen anderer, der Rettung der Umwelt etc. beschäftigt, um sich nicht um ihre eigene innere Leere und Unerfülltheit kümmern zu müssen. Ich weiß, wovon ich spreche, habe ich doch selbst als Krankenschwester über lange Zeit dieses Muster intensiv gelebt, bis ich im Metanoia-Prozess ohne Zweifel erkannte, dass ich damit nicht meiner höchsten Berufung gefolgt bin.

Menschen, denen die Einstellung des „Ich zuerst!“ fehlt, sind oft unaufrichtige Schmeichler, Speichellecker, und sind scheinheilig darauf bedacht, immer in einem guten Licht zu stehen. Menschen, die bezüglich dieser Grundeinstellung nicht in ihrer Mitte sind, sind häufig raffgierig und vernachlässigen oft nicht nur sich selbst sondern auch ihre Kinder, können nicht abwarten und drängeln sich gerne vor.

Menschen, die das „Ich zuerst!“ wieder zu ihrer inneren Grundhaltung gemacht haben, sind deswegen nicht unsozial oder unfähig, in Gemeinschaften zu leben. Vielmehr fällen sie all ihre Entscheidungen aus der Sicht ihres höchsten persönlichen Wohles, was heißt, dass sie damit auch für jeden, mit dem sie zusammentreffen, deren höchstes Wohl im Auge behalten und bewirken.

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© Eva-Maria Ammon, Hamburg

letzte Aktualisierung 25.05.10